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Es gibt offenbar noch einige andere Geschäftsleute mehr in Münster, die mit den Betrügerbriefen aus Nigeria Bekanntschaft machten: Nach dem Bericht "Betrügerisches Schreiben der 'Nigeria-Connection' in Roxel aufgetaucht" in den WN vom 3. Januar meldeten sich weitere Münsteraner bei der Redaktion. Auch sie hatten - ebenso wie die im Artikel erwähnte Roxeler Unternehmerin - Post aus Nigeria erhalten. In den Luftpostbriefen wurden sie darum gebeten, Firmenkonten für das zeitweise "Parken" von mehreren Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen. Für den Dienst versprach die "Nigeria-Connection" sie mit enorm hohen Summen zu entlohnen. Dem Diplom-Psychologen Jörg-Dietrich Meyberg wollte ein gewisser Engr. Onomen Ulabor stolze 21,32 Millionen Dollar überweisen, wovon der Münsteraner 20 Prozent erhalten sollte. Meyberg ließ sich von dem verlockenden Angebot nicht blenden, schrieb stattdessen ans Bundeskriminalamt. Ein weiterer, der vom betrügerischen Treiben der "Nigeria-Connection" zu berichten weiß, ist der münsterische Rechtsanwalt Michael Rietz. Er faxte den WN gleich ein Bündel von Briefen zu, in denen angeblich Summen bis zu 45 Millionen Dollar auf Konten seiner Mandanten "geparkt" werden sollten. In seiner Eigenschaft als Liquidator von Betrieben der ehemaligen Treuhandanstalt kann Rietz insbesondere von Fällen aus dem Großraum Chemnitz berichten. "Die Briefe aus Nigeria", schreibt der Rechtsanwalt den WN, "haben alle dasselbe Strickmuster. Ich habe beim Auswärtigen Amt in Bonn, Länderreferat Nigeria, interveniert. Dort hat man die Briefe zu hunderten gesammelt und mit einer diplomatischen Note an den Botschafter gesandt, der versprach die Sache vor Ort in Nigeria zu bekämpfen. Dies zeigte jedoch keine Resultate." Geschäftsleuten, die derartige Briefe und Faxe aus Nigeria erhalten, rät die Kriminalpolizei dringend, sich auf keinen Fall mit den Absendern in Verbindung zu setzen: Ihnen gehe es allein darum, auf betrügerische Weise viel Geld zu ergaunern.
Westfälische Nachrichten, 08.01.1996 |
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