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Gefärbte Dollarnoten explodierten |
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Firma ging erfindungsreichen Betrügern auf den Leim: Aus 34-Millionen-Geschäft wurde nichts Von Carola Borkert Borken. Es sollte das ganz große Geschäft werden: Für 34,5 Millionen US-Dollar sollte ein Unternehmen aus dem Kreis Borken in einem Regierungsgebäude in Nigeria Teppichboden verlegen. Bei einer Gewinnspanne von 30 Prozent. Ein Angebot, das der betroffenen Firma gerade recht kam, denn das Unternehmen war nach Angaben der Kriminalpolizei just mit 15 Millionen Mark in Konkurs gegangen. Doch die Deutschen klammerten sich an den falschen Strohhalm. Nachdem sie im Laufe von zwei Jahren insgesamt zwei Millionen Mark an Vorauszahlungen geleistet hatten, stellte sich heraus, daß sie einem der sogenannten "Nigeria-Geschäfte" auf den Leim gegangen waren. Zwei Täter wurden verhaftet, jetzt ermittelte Scotland-Yard im Kreis Borken bei den Opfern. Insgesamt 22 Einzelzahlungen habe die deutsche Firma geleistet, erklärte Kriminalhauptkommissar Wolfgang Nikolaus von Dezernat Zentrale Kriminalitätsbekämpfung in Borken jetzt gegenüber unserer Zeitung. Als er gemeinsam mit Detective Sergeant Vasanth Gopinathan von Scotland Yard Ende April die Opfer vernahm, erfuhr er, wie erfindungsreich die Betrüger waren, wenn es darum ging dem "Geschäftspartner" das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nach Ermittlungen der Polizei stellen sich die Ereignisse folgendermaßen dar: Zunächst erhoben die Nigerianer die verschiedensten Gebühren, damit der Deal überhaupt zustande kommen könne. Vertragsgebühr, Kursschwankungsgebühr, Vertragserfüllungsbescheinigungsgebühr, eine Gebühr für die "Sonderkommission für Schuldendienst und Vertragsneubewertung" - an Ideen mangelte es offenbar nicht. Zwischendurch griff man zu "vertrauensbildenden Maßnahmen". Die Deutschen trafen angebliche Vertreter der nigerianischen Nationalbank oder hohe Diplomaten, reisten sogar nach Nigeria. Als das Unternehmen aus dem Kreis Borken schließlich selber Geld sehen wollte, luden die Nigerianer die Deutschen zu einem Treffen nach London. In einem Gebäude, das angeblich die nigerianische Botschaft war, haben sie den Geschädigten schwarzgefärbte Dollarnoten gezeigt-, sagte der Borkener Kriminalbeamte. Dann beträufelten sie die Scheine mit einer Chemikalie, die schwarze Farbe verschwand und die Banknote kam zum Vorschein. Auf diese Weise werde das Geld aus Nigeria nach Europa geschafft, erklärten die Betrüger. Überweisungen seien aufgrund "innenpolitischer Schwierigkeiten" unmöglich. Nachdem die Deutschen die Probescheine in ihrer Heimat auf die Echtheit überprüft hatten, wurden sie wieder nach London eingeladen. Diesmal sollte der Vorsitzende der Auszahlungskommission- die Hälfte der 34,5 Millionen Dollar überreichen. Doch beim Entfärben der Scheine kam es zu einer "Panne". Nikolaus: Mit einem Knall explodierten die behandelten Scheine, die Nigerianer taten überrascht und behaupteten, die falsche Chemikalie zu haben. Auf Kosten der Deutschen wurde bis zum nächsten Treffen eine Ersatzchemikalie aus Benin beschafft. Doch diesmal färbten sich die Banknoten rot. Nun müsse eine "Katalysatorflüssigkeit" her, die nur in den USA zu haben sei und natürlich entsprechend teuer sei. Ein anderes Treffen kam in Italien zustande. "Diesmal hieß es, die Entfärbung dauere die ganze Nacht", so Nikolaus. Am nächsten Morgen rieten die Betrüger den Deutschen zur schnellstmöglichen Abreise, weil es Probleme mit der italienischen Mafia gebe. Westfälische Nachrichten, 17.05.1997 |