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Vom Unternehmer zum Maggi-Erpresser "Dagobert war mein Vorbild" Ein Unternehmer, eine vergiftete Suppe und ein Drohbrief. Zutaten für einen Mix der Angst. |
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Wochenlang fürchtete sich Deutschland, Maggis "Riesenappetit"-Suppen zu kaufen. Grund: Ein Unternehmer wollte Maggi um 6,5 Mio. Mark erpressen. Mit Rattengift! Seine Drohbriefe unterschrieb er mit: "Ihr Ka-De-We Erpresser." Wie "Dagobert", der das Berliner Kaufhaus erpreßte. Auf der Anklagebank sitzt Roland H. (38). Schnäuzer, Halbglatze, sportlich. Ein Mann, der mit Fleiß ein Gerüstbauunternehmen aufgebaut hat - von ganz unten. Hauptschule, Dachdeckerlehre, Gesellenprüfung. Mit 34 hat Roland H. die eigene Firma ("der Laden brummte"). Und eine Familie mit Tochter Sarah (4). In Bad Homburg (Hessen, 50.000 Einwohner) ist er beliebt, gibt am Stammtisch Runden aus. Wie wird so einer zum Erpresser? "Mein Vorbild war Dagobert! Den haben ich bewundert, seine Technik - ich dachte an die perfekte Geldübergabe. Irgendwie habe ich dann losgelegt. Ich wollte sehen, wie weit man gehen kann. Dann besorgte ich mir die "Riesenappetit"-Suppe". Warum Gift in der Tüte? Roland H.: "Irgendwie mußte ich ja glaubhaft erscheinen. Das Rattengift mischte ich in unserer Firma rein. Ich wußte, die Dosis ist nicht tödlich. Um sicherzugehen, schickte ich sie an die Konzernleitung. Nur weil die reagierten, habe ich weitergemacht." Krupelloser Erpresser oder Trittbrett-Fahrer? Unternehmer-Frau Karin (32, Verwaltungsangestellte) wußte nichts: "Seit 5 Monaten rätsele ich, wieso er uns das angetan hat. Uns ging es doch gut!" Für die Staatsanwältin räuberische Erpressung, für Anwalt Michael Rietz ist Roland der typische Nachahmungstäter, ein Unternehmer, dem langweilig war." Urteil am Donnerstag. BILD-Zeitung vom 5. August 1998 |