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Elektronische Fußfessel |
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Von Marion Schmickler Peter Valenteijn steht immer mit einem Bein im Gefängnis - selbst wenn er auf dem Markt von Almere Blumen kauft. Nach fast zwei Jahren hinter Gittern genießt er es zwar, mit seiner Frau durch die Stadt schlendern zu können. Wirklich frei ist er aber nicht. Denn was niemand sieht: Peter Valenteijn trägt eine elektronische Fußfessel am Bein. Für den ehemaligen Börsenmakler, der als Drogenkurier erwischt wurde, ein wichtiger Schritt zurück ins normale Leben. O-Ton Peter Valenteijn: "Es ist gut, bei meiner Familie zu sein und bei meiner Frau. Meine Freunde können mich jederzeit besuchen, da gibt es überhaupt keine Probleme. Als ich im Gefängnis war, konnten sie mich nur eine Stunde in der Woche besuchen, nicht mehr." Nicht größer als eine Zigarettenschachtel ist der Sender, den Peter Valenteijn seit vier Monaten Tag und Nacht am Bein tragen muß. Der 53jährige spürt ihn zwar kaum. Der Sender fesselt ihn trotzdem an sein Haus. O-Ton Peter Valenteijn: "Hier sehen sie den Kontrollkasten für das Signal meiner Fußfessel. Die gibt das Signal an den Kasten ab, und der ist mit meinem Telefon verbunden. Die können also kontrollieren, ob ich zu Hause bin oder nicht. Wenn ich zu spät komme, dann wird das gleich kontrolliert. Dann werde ich sofort angerufen und muß erklären, warum ich den Fehler gemacht habe." Gefangen daheim heißt leben nach einem festen Plan. Zu Hause kann er sich frei bewegen, aber rausgehen darf er nur zu bestimmten Zeiten. Eine Freiheit mit klaren Schranken. O-Ton Peter Valenteijn: "Ich habe mein Gefängnis eigentlich mit nach Hause genommen. Ich lebe in Freiheit, aber ich bin nicht frei. Man denkt, man kann machen, was man will. Aber von wegen - man wird immer kontrolliert. Leicht ist das nicht." Hält er Termine nicht minutengenau ein, schlägt die Fußfessel Alarm bei Hans Hoekstra. Der Bewährungshelfer erteilt zuerst eine Verwarnung. Bei größeren Verstößen würde er Valenteijn zurück in den Knast schicken. Daß ein Gefangener aber Tage verschwindet, passiert selten. 90 Prozent der elektronisch Überwachten halten sich an die strengen Regeln, die auch Alkohol und Drogen verbieten. O-Ton Hans Hoekstra, Bewährungshilfe Flevoland: "Ich finde das System sehr positiv und halte die elektronische Fußfessel für ein gutes Mittel, damit Menschen nicht ins Gefängnis kommen oder den letzten Teil ihrer Strafe absitzen können. Ein gutes Mittel, um sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren und sie so zu resozialisieren." Hans Hoekstra auf Routinebesuch bei den Valenteijns. Bei dem ehemaligen Börsianer gibt's keine Probleme. Er ist Disziplin und Pünktlichkeit gewöhnt. Andere Gefangene halten den psychischen Druck dagegen nicht aus, manche zerschneiden die Fessel sogar. Doch getürmt ist noch niemand der 250 Gefangenen, die sich bisher elektronisch fesseln ließen. Holland als Vorbild auch für Nordrhein-Westfalen? O-Ton Fritz Behrens, SPD, Justizminister NRW: "Ich denke, dass elektronische Fußfesseln eine besondere neuartige Art der Sanktion im Strafrecht sein könnten. Darüber wird auch bundesweit schon diskutiert in Arbeitsgruppen der Justizminister und das wir dadurch nicht zuletzt unsere Gefängnisse entlasten könnten und Strafen auch billiger vollziehen könnten, als bisher." Hausarrest statt Haft - in Hamburg und Berlin soll das jetzt getestet werden. Bis bundesweit Gefangene vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen werden können, wird es aber Jahre dauern. Für Valenteijn war die Fußfessel die angenehmste Art der Haft. Trotzdem zählt er die Tage bis zur Freiheit ohne Kontrollen. Gleich am nächsten Morgen will er seine Koffer packen und in Skiurlaub fahren. |