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Von seiner Freilassung erfuhr der Atomspion als letzter |
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Karl-Heinz Schaab ist frei - Prozeß Anfang nächsten Jahres |
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Von unserem Redaktionsmitglied Rudi Wais Landsberg/Kaufbeuren. Die Überraschung ist Michael Rietz gelungen. Als der Rechtsanwalt aus Münster gestern seinen Mandanten Karl-Heinz Schaab im Landsberger Gefängnis besuchte, dachte der noch, es handle sich um einen der üblichen Besuche des Verteidigers. Daß er kurz darauf, gegen elf Uhr morgens, ein freier Mann sein würde daran hatte der Atomspion aus Kaufbeuren, den die Bundesanwaltschaft wegen Landesverrats angeklagt hat, schon gar nicht mehr zu glauben gewagt. Gegen 20.000 Mark Kaution und die üblichen Auflagen hatte das Bayerische Oberste Landesgericht, wie berichtet, den Haftbefehl gegen den Mann, der dem irakischen Diktator Saddam Hussein bei der Produktion von atomwaffen-tauglichem Uran geholfen hatte, außer Kraft gesetzt. "Etwas konsterniert, sprachlos und mit Tränen in den Augen", erzählte Rietz später, habe Schaab die Nachricht vernommen. Nun muß er sich jeden Montag und jeden Donnerstag bei der Kaufbeurer Polizei melden und darauf hoffen, auch nach einer Verurteilung Anfang nächsten Jahres nicht mehr ins Gefängnis zu müssen - wenn das Gericht, wie Anwalt Rietz glaubt, das Geständnis, die lange und beschwerliche Auslieferungszeit in Brasilien und Schaabs gesundheitliche Probleme wohlwollend in sein Urteil einrechnet. Nur eine kleine Rente Nach dem positiven Bescheid aus München, von dem unsere Zeitung am Montag als erste erfahren hatte, ging alles sehr schnell. Rietz flog nach München, kümmerte sich mit Schaabs Frau Brigitte um die Kaution, zahlte sie gestern in aller Frühe bei Gericht ein - und stand bald darauf seinem überraschten Mandanten gegenüber. Weil im Oktober ein erster Antrag auf Haftverschonung noch abgelehnt worden war, hatte Schaab selbst eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, Weihnachten noch zu Hause verbringen zu können. Wovon Schaab nun lebt? Anwalt Rietz sagt:"Er muß jetzt sehr bescheiden sein. Eine Mini-Rente, die seiner Frau und die Hilfe seiner Schwester - mehr hat er im Moment nicht. Augsburger Allgemeine, Mittwoch, 09.12.98 |