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Irakischer Atomspion Schaab vor Gericht |
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Blaupausen für Zentrifuge im Hühnerstall - Anwalt: Geständnis München - Der mutmaßliche irakische Atomspion Karl-Heinz Schaab (Foto) muß sich seit Montag vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft klagt den 64jährigen Ingenieur aus Kaufbeuren wegen Landesverrats und Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz an. Schaab hatte bereits gestanden, Irak in den Jahren 1989 und 1990 Pläne für Gas-Ultra-Zentrifugen geliefert zu haben. Sein Anwalt Michael Rietz sagte vor Journalisten, Schaab wolle um eine Gefängnishaft herumkommen. Er hoffe auf eine Strafe, die er nicht mehr antrete müsse, da er bereits 15 Monate in brasilianischer Haft verbüßt habe. Diese Zeit könnte in Deutschland zwei- bis dreifach angerechnet werden. Schaab sei in Rio de Janeiro "unter erbärmlichen Umständen" inhaftiert gewesen, betonte Rietz. Der Ingenieur war 1996 nach Brasilien geflohen und nach der später aufgehobenen Auslieferunghaft freiwillig in die Bundesrepublik zurückgekehrt. Derzeit ist er gegen Kaution auf freiem Fuß. Das Verfahren in München ist auf sechs Tage angesetzt, könnte aber bei einem Geständnis früher beendet werden. Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium Rietz kündigte an, daß Schaab umfassend gestehen wolle. Wegen der Lieferung von Blaupausen für eine "unterkritische" Zentrifuge war der selbständige Unternehmer bereits 1993 per Strafbefehl zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. UN-Inspektoren hatten jedoch nach dem Golfkrieg 1991 in einem Hühnerstall in Bagdad weitere Pläne Schaabs für eine leistungsfähige Zentrifuge gefunden, die sich laut Anklage zur Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium eignet. In dem Münchner Prozeß werden nun beide Fälle wieder aufgerollt. RZ, 14. Juni 1999 |