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Drensteinfurt/München (dpa/hsh) - Das Bayerische Oberste Landesgericht hat den Atomspion Karl-Heinz Schaab gestern wegen Landesverrats zu fünf Jahren Haft verurteilt. Schaab hatte dem Irak Konstruktionspläne zum Bau von Gas-Ultra-Zentrifugen geliefert. Den Kontakt zu den Irakern - das wurde in der Urteilsbegründung angemerkt - hatte der frühere Geschäftsführer des Drensteinfurter Unternehmens H+H Metalform, Dietrich Hinze, vermittelt (wir berichteten am Samstag). Ob der 64jährige Kaufbeurer Schaab aber tatsächlich ins Gefängnis muß, blieb zunächst unklar: Seine 15 Monate Untersuchungshaft in Brasilien werden im Verhältnis eins zu drei angerechnet, also wie 45 Monate in einem deutschen Gefängnis. Hinzu kommen 2,5 Monate U-Haft in Deutschland. Rechnerisch bleiben damit 12,5 Monate Haft übrig, die aber möglicherweise ausgesetzt werden. Ein entsprechender Beschluß muß noch gefaßt werden. Die Bundesanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft gefordert. Schaabs Münsterischer Verteidiger Michael Rietz, der auch schon im H+H-Verfahren zunächst als Pflicht- und später als Chefverteidiger agierte, zeigte sich gestern im Gespräch mit der Dreingau-Zeitung zufrieden mit dem Urteil. Das Ziel der Verteidigung sei zu 100 Prozent aufgegangen. Vor allem die Anrechnung der schwierigen Haft in Brasilien im Verhältnis 1:3 sei bis zum Schluß fraglich gewesen. Die eindringliche Schilderungen seines Mandanten hätten die Richter aber wohl überzeugt, erläuterte Rietz. Schaab selbst habe, so sein Rechtsanwalt weiter, das Urteil gefaßt aufgenommen. Der Ingenieur war freiwillig nach Deutschland zurückgekehrt, obwohl Brasilien seine Auslieferung ablehnte. Gegen Schaab wurde der Haftbefehl Ende 1998 aber außer Vollzug gesetzt. Die Richter in München urteilten ferner, daß 60 000 DM der Summe, die Schaab von den Irakis für die Lieferung der Pläne erhielt, dem Verfall unterliegen, sprich dem Vermögen des Verurteilten entzogen werden.
Dreingau-Zeitung/Münstersche Zeitung vom 30. Juni 1999 |
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