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Bankkauffrau und Anwalt wegen Betruges vor Bielefelder Landgericht |
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Sieben Millionen Dollar versickert Bielefeld (mü). Gute Kontakte zu Banken und Insiderkenntnisse, damit warb eine Bankkauffrau aus Petershagen um Kunden. Sie vermittelte Geldgeschäfte, die monatliche Renditen bis zu 14 Prozent abwerfen sollten. Aus den Geschäften wurde nichts, rund sieben Millionen Dollar sind via London versickert. Seit gestern muß sich die 58jährige wegen Betruges vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Mit ihr auf der Anklagebank sitzt ein Jurist aus Minden. Er fungierte bei den Geschäften als Treuhänder. Über seine Konten wurde das Geld transferiert. Kennengelernt hatte der 46jährige Anwalt die Frau über eine Mindener Firma. Die Bankerin erläuterte ihre Geschäftsverbindungen, verwies auf ihre lange Tätigkeit und ihre Erfahrungen auf dem internationalen Bankparkett. Das alles schien seriös und glaubwürdig. "Ich wollte niemand betrügen", beteuerte der Anwalt vor Gericht. Er sei "in gutem Glaube" in das Geschäft eingestiegen. Gutgläubig will auch die Bankerin gehandelt haben. Nach ihrer Lehre als Bankkauffrau ging die 58jährige nach Südafrika. Dort arbeitete sie in verschiedenen Banken, um sich später mit einer Investmentfirma selbständig zu machen. Angeblich, um Kunden besser beraten zu können, damit die Banken "effizientere Geschäfte" machen konnten. Ende der 80er Jahre kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie schaltet Anzeigen und warb um Kunden und schließlich den Mindener Juristen als Treuhänder für das eingezahlte Kapital. Das habe für die Kunden eine Vertrauenssituation geschaffen. Das Geld der Anleger soll zum einen für Rückzahlungen an andere Kunden, teilweise aber auch für private Zwecke verwandt worden sein. Über eine Londoner Anwaltskanzlei versickerten sieben Millionen Dollar. Der Bankerin schienen diese Geschäftsbedingungen aber seriös zu sein. Sie und der Mindener versuchten über die englische Anwaltsversicherung das Geld zurückzubekommen. Neue Westfälische, Nr. 250 Dienstag, 27. Oktober 1998 |