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Betrug: Kripo sucht Millionen in Spanien |
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Geldübergabe auf dem Flugplatz - Morgen Prozessbeginn Von Christian Althoff Porta Westfalica / Minden (WB). Beamte des Bielefelder Kommissariates für Wirtschaftskriminalität suchen in Spanien nach mehreren Millionen Mark, um die die "Pallas GmbH" (Porta Westfalica) 71 Anleger betrogen haben soll. Zumindest ein Teil des Geldes wird in Spanien vermutet, weil Martin H., der mutmaßliche Drahtzieher des Anlagebetruges, 1994 dorthin geflohen war. Wie berichtet, war er vor vier Wochen auf Gran Canaria aufgespürt und festgenommen worden. Martin H. sitzt nun in spanischer Haft und soll auf Betreiben der Staatsanwaltschaft Bielefeld nach Deutschland ausgeliefert werden. Er wird von einem mutmaßlichen Komplizen beschuldigt, sich mit fünf Millionen Mark abgesetzt zu haben. Neben Martin H. werden von der Staatsanwaltschaft die drei "Pallas"-Mitarbeiter Hendrikus M. (51) aus Minden sowie Jürgen R. (54) und Karin P. (47) aus Porta Westfalica beschuldigt, Anlegern Renditen zwischen zwölf und 100 Prozent versprochen und auf diese Weise mehr als 7 Millionen Mark ergaunert zu haben. Weil Martin H. sich ins Ausland abgesetzt hatte, beginnt morgen zunächst der Prozess gegen die drei "Pallas"-Mitarbeiter. Gegen Martin H., der bereits seiner Auslieferung zugestimmt haben soll), wird in einem gesonderten Verfahren verhandelt. Die "Pallas"-GmbH war als Büro-Dienstleistungsunternehmen gegründet worden. nach Angaben ehemaliger Mitarbeiter soll Martin H. das Unternehmen 1993 zunächst mit der Verteilung von Informations-material über Geldanlagen beauftragt haben. Doch daraus wurde bald mehr: Anleger, die von bislang nicht identifizierten Telefon-verkäufern geworben worden waren, überwiesen ihr Geld auf ein Konto der "Pallas"-GmbH, die darauf hin Kontoauszüge ausstellte und an die Anleger verschickte. Ein "Pallas"-Mitarbeiter hob das Geld vom Konto ab und übergab es nach eigener Aussage bei zahlreichen Treffen an Martin H. - mal in einem Mindener Café, mal auf dem Flughafen Hannover. Quittungen soll der Geldbote nie erhalten haben. Das Geld, in 14 Monaten mehr als sieben Millionen Mark, soll dann von Martin H. nach folgendem Schlüssel aufgeteilt worden sein: Er selbst kassierte nach Angaben eines Mitbeschuldig-ten 70 Prozent, 24 Prozent gingen an einen Niederländer (dessen Rolle bis heute nicht vollständig geklärt ist), jeweils ein bis zwei Prozent bekamen die drei "Pallas"-Mitarbeiter, und ein Prozent sollte die Verwaltungskosten der "Pallas"-GmbH decken. Rechtsanwalt Michael Rietz, der den "Pallas"-Mitarbeiter Hendrikus M. vertritt: "Der Hauptbeschuldigte, der in Spanien gefasst wurde, benutzte die Pallas-GmbH als Strohfirma, um nicht selbst mit Adresse und Kontonummer in Erscheinung treten zu müssen. Natürlich hätten die Pallas-Mitarbeiter hellhörig werden müssen, als sie das Geld ohne Quittung in bar weitergeben sollten. Aber eingeweiht in den Millionenschwindel waren sie nicht." |