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Staatsanwalt rückt ab vom Mordvorwurf Lotto-Pächter erstochen: Plädoyers |
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Er wollte nur seine Tageseinnahme gegen die jugendlichen Räuber verteidigen - das wurde dem Pächter der Lotto-Annahmestelle an der Märkischen Straße zum Verhängnis. Im Prozess um seinen gewaltsamen Tod wurden gestern die Plädoyers gehalten. Staatsanwalt Albert Keil beantragte für den 16-jährigen Hauptangeklagten, der seinem Opfer (61) am 29. Juni letzten Jahres ein Messer in den Kopf gerammt hatte, acht Jahre Haft. Damit blieb die Staatsanwaltschaft zwei Jahre unter der im Jugendstrafrecht möglichen Höchststrafe. Entgegen der anklage, die auf Mord gelautet hatte, soll der Schüler wegen Totschlags verurteilt werden. Die Mordmerkmale Habgier und Heimtücke seien ihm nicht nachzuweisen. Vielmehr sei die Situation plötzlich eskaliert, als der Lotto-Pächter nicht - wie erwartet - das Geld herausgab, sondern zur Abschreckung die Pistole zog. Für den zur Tatzeit 15-jährigen Komplizen - er musste tatenlos mitansehen, wie der Hauptangeklagte das Messer zog - beantragte Staatsanwalt Keil vier Jahre Jugendstrafe wegen versuchten schweren Raubes. Sein Bruder (21) war zwar am geringsten an der Tat beteiligt, soll fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Verteidigerin hielt dagegen drei Jahre Haft für angemessen. Ihr Mandant ist der einzige aus dem Trio, der nach dem Erwachsenenrecht bestraft wird. Es ginge den Angehörigen nicht um Rache, sondern um eine genaue Aufklärung der Tat, erklärte Rechtsanwalt Michael Rietz, der die Interessen der Angehörigen des Opfers vertritt. Auch dürfe man nicht vergessen, dass der Familie der Ernährer genommen wurde. Heute soll das Urteil gesprochen werden. WAZ Nummer 15 Freitag, 18. Januar 2002 |