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Durchsuchung in Bad Oeynhausen Klinik soll LVA-Chef bestochen haben Von Christian Althoff |
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Bad Oeynhausen (WB). Die Staatsanwaltschaft Münster hat Büros der Reha-Klinik "Porta Westfalica" in Bad Oeynhausen durchsucht. Die Betreiberfamilie der Klinik steht im Verdacht, den Direktor der Landesversicherungsanstalt Westfalen (LVA), Wilfried Gleitze, bestochen zu haben. Dieser soll im Gegenzug mehr Patienten in die Klinik geschickt haben. Die Betroffenen wiesen den Korruptionsvorwurf gestern als "haltlos und frei erfunden" zurück. Ursprung der Ermittlungen, die von der Korruptionsabteilung der Staatsanwaltschaft Münster geführt werden, war eine anonyme Anzeige. In dieser wird behauptet, die Familie Schürmann, die die moderne Großklinik in Oeynhausen betreibt, habe dem LVA-Direktor und seiner Frau eine vierwöchige Luxus-Kreuzfahrt im Gesamtwert von 97 200 Mark finanziert. Daraufhin durchsuchte die Staatsanwaltschaft am vergangenen Freitag das Büro des LVA-Direktors in Münster, sein Privathaus, die Büros der Klinik "Porta Westfalica" sowie die Räume der Hamburger Reederei, die die Kreuzfahrt veranstaltet hatte. Den LVA-Chef selbst trafen die Fahnder auf einer Tagung in Würzburg an, wo er ihnen den Inhalt seines Aktenkoffers aushändigen mußte. Wolfgang Schweer, Sprecher der Staatsanwaltschaft: "Die sichergestellten Unterlagen werden derzeit ausgewertet." Holger Schürmann, Junior-Chef der Klinik "Porta Westfalica", nannte den Korruptionsvorwurf gestern "haltlos und abwegig". Er sei überzeugt, daß das Verfahren in Kürze eingestellt werde. Auch LVA-Direktor Wilfried Gleitze wies den Vorwurf zurück. Sein Anwalt Michael Rietz (Münster): "Mein Mandant hat ein Alibi für den Zeitraum der fraglichen Kreuzfahrt." Bei der Kreuzfahrt sollen nicht Wilfried Gleitze und seine Frau, sondern das Senior-Ehepaar Schürmann an Bord gewesen sein. Das sei durch die Passagierliste belegbar, hieß es. Rietz: "Hier will offenbar jemand meinem Mandanten mit einer anonymen Anzeige schaden." Die LVA Westfalen mit Sitz in Münster ist Trägerin der Arbeiterrentenversicherung und betreut 3,5 Millionen Versicherte. Sie hat einen Etat von 18,2 Milliarden Mark und beschäftigt 3277 Mitarbeiter. Die LVA belegt 2500 Betten in Kur- und Rehakliniken, ein Drittel davon in eigenen Häusern. Westfalen-Blatt vom 29. September 1999 |