Themenübersicht: |
Sohn frei, Vater weiter hinter Gittern - Strafverteidiger: Skandal Zahnarzt aus U-Haft entlassen |
||
Gütersloh (WB/ca.) Der Gütersloher Zahnarzt Thorsten I. (30) ist gestern Abend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Der Haftbefehl wurde gegen Zahlung einer Kaution von 150 000 Euro außer Vollzug gesetzt. Dem Gütersloher wurde die Auflage gemacht, sich regelmäßig bei der Polizei zu melden. Er war am Dienstag vergangener Woche festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg wirft dem Mediziner vor, seinem Vater Wilfried I. (52) aus Versmold Beihilfe zum Lohnwucher und zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben. Wilfreid I. soll in den vergangenen vier Jahren 3577 rumänische und bulgarische Arbeiter an Großschlachthöfe vermittelt und ihnen zu wenig Lohn ausgezahlt haben. Hinterzogene Steuern und nicht bezahlte Sozialabgaben sollen sich nach Berechnungen der Steuerfahndung Bielefeld auf etwa elf Millionen Euro summieren. Wilfried I. war deshalb vor zwei Wochen in Untersuchungshaft genommen worden. Der Sohn hat gestern nach Angaben seines Anwaltes Michael Rietz bei der Staatsanwaltschaft umfassend ausgesagt. Ob er dabei seinen Vater belastet hat, wurde nicht bekannt. Thorsten I. darf keinen Kontakt zu anderen Zeugen aufnehmen, wie etwa den beiden Mitarbeiterinnen seines Vaters, die erheblich belastende Aussagen gemacht haben sollen. Dr. Ingo Minoggio, der Strafverteidiger von Wilfried I., sagte gestern, die überraschende Verhaftung des Sohnes vor einer Woche sei ein Skandal: "Sie diente meiner Meinung nach nur dem Versuch, den inhaftierten Vater zu einem Geständnis zu bewegen." Der ermittelnde Staatsanwalt sei in der vergangenen Woche selbst in die U-Haft-Anstalt gefahren, um den Vater dort von der Festnahme seines Sohnes zu unterrichten. "Damit sollte Druck ausgeübt werden", sagte Minoggio. Wilfried I. hat bisher kein Geständnis abgelegt. Die Ermittler glauben aber, ihm die Taten auch so beweisen zu können. Westfalen Blatt, Mittwoch, 19. November 2003 |