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Freilassung am Dienstag? Zahnarzt bietet hohe Kaution |
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Versmold (WB). Der inhaftierte Zahnarzt Thorsten I. (30) aus Gütersloh soll am Dienstag gegen Hinterlegung einer Kaution von 150 000 Euro freigelassen werden. "Es gibt entsprechende Gespräche mit der Staatsanwaltschaft ", bestätigte am Freitag Strafverteidiger Michael Rietz (Münster), der den 30-jährigen vertritt. Thorsten I. sitzt seit Dienstag in Osnabrück in Untersuchungshaft. Er soll seinem Vater Wilfried I. (52) Beihilfe zu Steuerhinterziehung, Lohnwucher und anderen Straftaten geleistet haben. Der Gesamtschaden wird von der Steuerfahndung Bielefeld auf elf Millionen Euro geschätzt. Dem Schlachtarbeiter-Vermittler Wilfried I. aus Versmold wird vorgeworfen, seit 1999 in 3577 Fällen Rumänen und Bulgaren auf der Grundlage von Werkverträgen in deutschen Schlachthöfen beschäftigt zu haben. Er soll den Arbeitern zu wenig Geld gezahlt und Steuern hinterzogen haben. Wilfried I. sitzt bereits seit dem 4. November in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der Sohn, der in einer Zahnarztpraxis angestellt ist, seinen Vater bei illegalen Geschäften unterstützt hat. "Er hat in dem Unternehmen ausgeholfen, und es ist nicht nachvollziehbar, dass er dabei von Unregelmäßigkeiten nichts mitbekommen hat", hieß es am Freitag aus Ermittlerkreisen. Deshalb dürfte Thorsten I. nicht erwarten, am Dienstag auf Kaution freizukommen, wenn er keine Angaben zu seiner Rolle mache. Die Inahftierung von Vater und Sohn bringt Schlachthöfe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen in große Bedrängnis, da die ausländischen Schlachtarbeiter von Wilfried I. in vielen Betrieben den überwiegenden Teil der Belegschaft stellen. Sollten die Rumänen an diesem Samstag nicht ihre Lohnabschläge ausbezahlt bekommen, werden sie voraussichtlich am Montag nicht zur Arbeit erscheinen. "Die Tierhändler liefern aber weiter ihre Schweine an. Das gibt ein Chaos, das in Millionenschäden enden kann", prophezeite am Freitag ein Insider. Die Bielefelder Steuerfahnung hat zwar zugestimmt, alle Gelder freizugeben, die nach dem 4. November auf Wilfried I.s Konten eingehen. Doch gibt es nach der Inhaftierung des Sohnes in der Firma derzeit niemanden, der das Geld auszahlen könnte. Am Freitag wurde deshalb in mehreren Schlachthöfen überlegt, die Löhne diesmal nicht an Wilfreid I. zu überweisen, sondern sie direkt seinen Arbeitern auszuhändigen. "Wenn das nicht klappt, herrscht Montag in den Betrieben Chaos", sagte ein Branchenkenner. Westfalen-Blatt Nr. 266, 15/16. November 2003 |