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Millionär verliert sein Vermögen Kaufmann aus Versmold verurteilt Von Christian Althoff |
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Versmold (WB). Der Schlachtarbeiter-Vermittler Wilfried I. (52) aus Versmold ist gestern vom Landgericht Oldenburg zu drei Jahren und drei Monaten Haft sowie 72 000 Euro Strafe verurteilt worden. Dann wurde er auf freien Fuß gesetzt und verließ mit seiner Frau das Gericht. Der Kaufmann hatte nach Überzeugung der Richter mehr als 1000 rumänische Arbeiter an den niedersächsischen Schlachthof D&S vermittelt, ohne die entsprechenden Werkverträge eingehalten zu haben. So bekamen die Rumänen nicht den vereinbarten Lohn und wurden zu Teil für Tätigkeiten eingesetzt, für die der Schlachthof deutsche Arbeiter hätten beschäftigen müssen. Wilfried I. war im November festgenommen worden und saß seitdem in Untersuchungshaft. Gestern hob das Landgericht den Haftbefehl auf. Wilfried I. holte nach der Verhandlung seine persönlichen Ding wie einen Fernseher und Kleidungsstücke aus der JVA Oldenburg und kehrte dann mit seiner Frau nach Versmold zurück. Dort wird er seine Geschäfte ordnen, bis er in etwa zwei Monaten zum Haftantritt geladen wird. Voraussichtlich wird Wilfried I. seine Strafe in der offenen Vollzugsanstalt Bielefeld-Senne absitzen können. Mit der Verurteilung sind nicht nur die Taten abgegolten, die dem Kaufmann im Zusammenhang mit den niedersächsischen Schlachthof D&S vorgeworfen worden waren. Die Strafe bezieht sich auch auf mutmaßlich illegale Geschäfte mit den Schlachthöfen Gausepohl (Dissen) und Barfuß (Oer-Erkenschwick). Gegen die Schlachthöfe wird gesondert ermittelt. Der Fall wird Wilfried I. sein Vermögen kosten: Finanzbehörden aus Gütersloh, Bielefeld und anderen Orten verlangen von dem Versmolder etwa fünf Millionen Euro für nicht gezahlte Steuern. Den Großteil haben sie bereits: 3,2 Millionen Euro hatten Steuerfahnder nach der Festnahme des Kaufmanns auf dessen Konten sichergestellt. Den Rest will Wilfried I. aufbringen, indem er Forderungen, die er an Schlachthöfe hat, an die Finanzverwaltung abtritt. Die Verteidiger Michael Rietz und Ingo Minoggio sind mit den Ausgang des Prozesses zufrieden: "Angesichts der Tatsache, dass damit alle Verfahren beendet sind, ist dies ein vernünftiges Ergebnis", sagte Rietz. Westfalen Blatt, 09.07.2004 |