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Anwalt: "Staatsanwaltschaft will Verfahren einstellen" Korruptionsvorwurf gegen LVA-Direktor entkräftet Von Christian Althoff |
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Bad Oeynhausen/Münster (WB). Die schweren Korruptionsvorwürfe gegen Wilfried Gleitze, den Direktor der Landesversicherungsanstalt (LVA) Westfalen, bestehen offenbar nicht mehr. "Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat uns die Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldbuße angeboten", sagte Gleitzes Rechtsanwalt Michael Rietz (Münster) dem WESTFALEN-BLATT.Dem LVA-Direktor war ursprünglich vorgeworfen worden, er habe sich von der Bad Oeynhausener Reha-Klinik "Porta Westfalica" eine Kreuzfahrt im Wert von 97 200 Mark bezahlen lassen. Gegen den Direktor der LVA (Gehalt etwa 12 000 Mark) war 1999 eine anonyme Anzeige erstattet worden. Gleitze und seine Frau hätten an einer Luxuskreuzfahrt teilgenommen, die von den Betreibern der Klinik "Porta Westfalica" bezahlt worden sei. Deshalb bestand der Verdacht, Gleitze habe der Klinik im Gegenzug Patienten zugewiesen. Bei einer Durchsuchung der Klinik hatten Ermittler eine Liste sichergestellt, auf der die Namen von etwa 30 Amtsträgern und die Geschenke vermerkt waren, die ihnen zu Geburts- oder Feiertagen gemacht worden waren: Zinnteller, Wolldecken, Ton-Engel oder Reisetaschen. Die Ermittlungen waren daraufhin von der Staatsanwaltschaft Bielefeld auf alle Landesversicherungsanstalten ausgeweitet worden, deren Mitarbeiter auf der Liste auftauchten. Inzwischen steht eindeutig fest, dass das Ehrpaar Gleitz an der fraglichen Kreuzfahrt nicht teilgenommen hat. Jetzt stehen nur noch Geschenke wie ein Zinnteller oder ein Präsentkorb im Raum, die Gleitze angenommen hat. Sein Anwalt: "Der Wert dieser Dinge ist so gering, dass von Bestechung keine Rede sein kann." Den Vorschlaf der Staatsanwaltschaft, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen, will Gleitze dennoch nicht annehmen. Rietz: "Wir wollen eine Einstellung ohne Auflagen, weil es keine Begünstigung der Klinik gegeben hat!" Zwei Hauptabteilungsleiter der LVA Westfalen, die ebenfalls Geschenke angenommen hatten, haben dagegen den Vorschlag der Ermittler akzeptiert und Bußgelder zwischen 2000 und 3000 Mark gezahlt. Oberstaatsanwalt Burkhard Dannewald: "Wie es im Fall Gleitze weitergeht, steht noch nicht fest. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen." Die LVA mit Sitz in Münster (3065 Mitarbeiter, Etat 18,6 Milliarden Mark) ist Trägerin der Rentenversicherung und betreut 5,31 Millionen Versicherte. Westfalen-Blatt vom 16. September 2001 |