Themenübersicht: |
Balssam - Prozess | ||
Nach der Flucht | ||
Prozess am LG Bielefeld | ||
Verschwinden von Klaus S. | ||
Auftauchen von Klaus S. | ||
Misteriöse E-Mails | ||
Flüchtiger Betrüger soll Santiago Francesco heißen Zweite E-Mail gibt weitere Rätsel auf |
||
Schlienkamp narrt Justiz E-Mail aus Kuba geschickt Von Ernst Wilhelm Pape Bielefeld (WB). Der im Milliardenbetrugs-Prozess Balsam flüchtige Angeklagte Klaus Schlienkamp (46) aus Bielefeld narrt die Justiz. Davon gehen jedenfalls die Fahndungsbehörden aus. Der Grund ist eine E-mail (elektronische Nachricht) die Schlienkamps Anwalt Michael Rietz (Münster) am Donnerstag um 19.32 Uhr auf seinem Computer entdeckte. In dieser am Donnerstag um 10.32 Uhr abgeschickten und in englisch verfassten Nachricht, schildert ein Taucher, dass Schlienkamp im Januar 1999 bei einem Tauchgang ums Leben gekommen ist. Selbst Rechtsanwalt Rietz hat Schwierigkeiten, an den Wahrheitsgehalt der Mitteilung zu glauben. Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann geht davon aus, dass Schlienkamp die Nachricht selbst verfasst haben könnte. "Wir stehen dem Inhalt und dem Zeitpunkt der Nachricht kritisch gegenüber", sagte Pollmann am Freitag dem WESTFALEN-BLATT. So ging die Mitteilung zwei Tage nach dem Plädoyer seiner Rechtsanwälte ein. Schlienkamps Rechtsanwalt Holger Rostek (Bielefeld) hatte die Einstellung des Verfahrens gefordert, da es seit dem 8. November 1998 kein Lebenszeichen mehr von ihm gibt. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen von einer gezielten Flucht ins Ausland aus und hat für den geständigen Milliardenbetrüger Schlienkamp zwölf Jahre Haft gefordert. Das Urteil soll in Abwesenheit am Montag, 20. September vor der neunten Strafkammer des Bielefelder Landgerichtes gesprochen werden. Nach dem ersten Abschiedsbrief im November 1998, habe Schlienkamp nun vermutlich zum zweiten Mal seinen Selbstmord angekündigt, sagte Oberstaatsanwalt Pollmann. Die E-Mail werde in die internationalen Fahndungsmaßnahmen mit einfließen. Absender der Nachricht aus Kuba ist ein gewisser Santiago Francesco. Seine Adresse ist nicht erkennbar, sie kann überall auf der Welt sein. Santiago schildert, dass der Schlienkamp im Januar 1999 in einer Tauchstation auf Kuba kennengelernt habe. Schlienkamp habe einen niedergeschlagenen Eindruck gemacht und keine Zukunft mehr gesehen. Ferner habe Schlienkamp ihm die E-Mail-Adresse von Rietz gegeben, falls etwas passieren sollte. Schlienkamp sei ein risikoreicher Taucher gewesen. Entgegen aller Warnungen habe er Mitte Januar einen Tauchgang allein unternommen und sei von diesem nicht mehr zurückgekehrt. Er habe Selbstmord begangen. Zu diesem Zeitpunkt habe er, Santiago, die E-Mail-Adresse von Rietz verloren. Ferner seien die Behörden nicht benachrichtigt worden, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Erst zum jetzigen Zeitpunkt, nachdem er seine Arbeit als Tauchlehrer auf Kuba beendet habe, sei die E-Mail-Adresse von Rietz wieder aufgetaucht. Westfalen-Blatt vom 11./12. September 1999 |