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Von Bernd Niepel - Rätselraten um Klaus Schlienkamp - ist der Top-Manager nun wirklich tot? Oder versucht der Ex-Finanzchef des pleitegegangenen Sportboden-Herstellers Balsam aus Steinhagen (Westfalen) nur wieder einen neuen Trick? Schon im November 98 schrieb der 46-jährige einen Abschiedsbrief aus Cuxhaven, kündigte seinen Selbstmord an. Jetzt erhielt Verteidiger Michael Rietz eine E-Mail: Schlienkamp ist tot. Ertrunken beim einsamen Tauchgang. Absender: ein gewisser Francesco Santiago aus Kuba. Schlienkamp: Von der Bielefelder Staatsanwalt ist er wegen besonders schweren Betrugs angeklagt. In über 70 Fällen soll der Finanz-Jongleur bis Mitte 1994 für Balsam insgesamt 1,3 Milliarden Mark beschafft haben. Seine Methode: Schein-Aufträge und Bilanzfälschung. Denn die Firma war zu dem Zeitpunkt eigentlich schon bankrott. Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann hält die Todes-Nachricht für eine Fälschung: "Immerhin muß Schlienkamp mit bis zu 12 Jahren Haft rechnen. Er ist so professionell, dass er sicher bald wieder auftaucht." Merkwürdig: Die E-Mail erreichte seinen Verteidiger Rietz am Donnerstag um um 10:32 Uhr. Einen Tag vorher hatte Rietz in seinem Schluss-Plädoyer vor der 9. Wirtschafts-Strafkammer die Einstellung des Verfahrens gegen Schlienkamp gefordert. Grund: Schlienkamp "ist offensichtlich tot". Pollmann: "Wir werden die Spur nach Kuba natürlich ganz genau verfolgen. Aber die E-Mail kann ja jeder abgeschickt haben." Schlienkamps Verteidiger Rietz versteht die Verdächtigungen der Staatsanwaltschaft nicht: "Die E-Mail ist bei mir um 19.32 Uhr eingegangen. Man muß Zeitverschiebung plus Sommerzeit draufrechnen. 20 Minuten später habe ich die 9. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld informiert. Dann die Kripo Münster und Bielefeld. Bisher hat die Polizei nicht versucht, den Absender zu ermitteln." Seit Ende 1998 ist der Manager nun schon verschwunden. Von Juni 1994 bis Mitte 1996 saß er in U-Haft. Im April 1996 begann der Prozess. Im Juni 1996 wurde Schlienkamp aus der U-Haft entlassen. Pollmann: "Die Richter waren damals der Meinung, Schlienkamp stellt sich dem Verfahren, haut nicht ab."
Express, 23. Juli 2000 |
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