Themenübersicht: |
Balssam - Prozess | ||
Nach der Flucht | ||
Prozess am LG Bielefeld | ||
Verschwinden von Klaus S. | ||
Auftauchen von Klaus S. | ||
Misteriöse E-Mails | ||
Balsam-Topmanager weg! Selbstmord oder nur fauler Trick? |
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Abschiedsbrief ans Gericht: "Ich will in dieser Welt nicht mehr leben." Die Bombe platzte um 10.36 Uhr: Neuer Skandal im Balsam-Prozeß. Seit gestern ist noch ein Platz auf der Anklagebank im Landgericht Bielefeld leer. Klaus Schlienkamp (45), der geständige Drahtzieher des 1,3-Milliarden-Betruges, ist weg. Gerissene Flucht oder Selbstmord? Fest steht: In einem Brief (abgestempelt in Cuxhaven) an das Gericht kündigte Schlienkamp an: "Wenn Sie diesen Brief in Händen halten, werde ich nicht mehr am Leben sein. Ich will in dieser Welt nicht mehr leben. Auch nicht mit dieser Schuld. Ich will nicht mehr, für mich ist alles zu Ende. Klaus Schlienkamp." Wirklich Freitod? Oder der Einstieg in ein neues Leben? Das Rüstzeug hat er jedenfalls! Bei einer Hausdurchsuchung entdeckte die Kripo gestern: Mit Schlienkamp verschwanden auch seine Sommer-kleidung, seine Taucherausrüstung und 78.000 US-Dollar (rd. 120.000 Mark). Am Montag hatte Schlienkamps Ehefrau Eva ihren Mann als verschollen gemeldet. Stunden später war es Gewißheit. Möglich, daß sich Klaus Schlienkamp über London abgesetzt hat. Dorthin war er am Freitag geflogen. Angeblich ein Geschäftstermin. Zweimal meldete er sich noch telefonisch bei der Ehefrau. Inzwischen ist sein Handy "tot". Wo der bekennende "Zeuge Jehovas" steckt - niemand weiß es. Sein Anwalt Michael Rietz (37) aus Münster: "Ich nehme den Abschiedsbrief sehr ernst. Herr Schlienkamp hat mir so einen Plan schon einmal angedeutet." Und: Erst vor Tagen war Schlienkamps Anlagefirma "IM Consulting" pleite gegangen. Anleger verloren 890.000 US-Dollar. Rietz: "Vielleicht war das der letzte Anstoß für seinen Freitod." Am 158. Verhandlungstag sorgte das Verschwinden für neue Aufregung im Balsam-Prozeß. Bereits im Februar war der Angeklagte Ulrich-Helmut Brandenberger (59) in die Schweiz geflüchtet. Seit April 1996 wird gegen insgesamt sieben Männer verhandelt, die mit Luftgeschäften Banken Kredite abgeluchst und um 1,3 Milliarden Mark gebracht haben sollen. Als einziger hatte Schlienkamp ein Geständnis abgelegt. Bild, 11.November 1998 |