Themenübersicht: |
Balssam - Prozess | ||
Nach der Flucht | ||
Prozess am LG Bielefeld | ||
Verschwinden von Klaus S. | ||
Auftauchen von Klaus S. | ||
Misteriöse E-Mails | ||
Prozeß verzögert sich - Staatsanwaltschaft beantragt neuen Sachverständigen |
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Balsam: Urteile erst im Jahr 2000 Bielefeld (WB) - Die Urteile im Milliardenbetrugsprozeß Balsam können frühestens im Jahr 2000 gesprochen werden. Der bereits fast drei Jahre dauernde Prozeß vor der neunten Staatskammer des Bielefelder Landgerichtes wird jetzt mindestens um ein Jahr verlängert. Gestern, am 173. Verhandlungstag, stellte die Staatsanwaltschaft vier neue Beweis-anträge. Die Anklagebehörde will einen neuen Wirtschaftssach-verständigen hören. Nach Angaben der Oberstaatsanwälte Heinrich Rempe und Klaus Pollmann gibt es erhebliche Zweifel an der Sachkunde des bisherigen Wirtschaftssachverständigen Walter Wetzel aus Düsseldorf. Rempe: "Der Sachverständige hat sich in zahlreiche Widersprüche verwickelt." Ein Beispiel: Waren bestimmte Vorgänge in der Balsam-Buchführung vor einem Jahr für den Gutachter noch ohne jeden Sachzusammenhang und somit unzulässig, so sind sie heute unter bestimmten Vorraussetzungen doch nicht zu beanstanden. Auch der Verteidiger des angeklagten Wirtschaftsprüfers Rolf Muscat, Professor Hans Dahs, meldete erhebliche Zweifel am Sachverständigen an. Dahs schloß sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft an, einen neuen Wirtschaftssachverständigen zu hören. Über die Beweisanträge wird die neunte Strafkammer erst in neuer Besetzung entscheiden. Am 24. März gibt der Vorsitzende Richter Dr. Bodo Wabnitz sein Amt ab. Wabnitz hatte am 3. März das 65. Lebensjahr vollendet. Neuer vorsitzender Richter wird Reinhold Hülsmann, bisher Stellvertreter von Wabnitz. Ihm stehen Richter Dieter Fels und als Nachrücker der bisherige Ersatzrichter Reinhard Kollmeyer zur Seite. Der Prozeß, der am 26. April 1996 begann, hat dem Steuerzahler bisher 4,3 Millionen Mark gekostet. Allein die Sachverständigen kassierten 2,8 Millionen Mark. Zwei Angeklagte haben sich der Verhandlung entzogen. Der Ex-Manager des Finanzanbieters Procedo Ulrich Helmut Brandenberger, war im Februar 1998 in die Schweiz geflüchtet. Er lebt derzeit bei seinem Bruder in Graubünden. Seit dem 8. November 1998 ist der einzige geständige Angeklagte, der ehemalige Balsam-Finanzmanager Klaus Schlienkamp verschwunden. Während sein Rechtsanwalt Michael Rietz (Münster) davon ausgeht, daß Schlienkamp "irgendwo tot auf dem Meeresboden liegt", glaubt die Staatsanwaltschaft an eine gezielte Flucht ins Ausland. Auf ausländischen Konten werden noch 30 Millionen Mark Balsam-Geld vermutet. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß die beiden Hauptangeklagten, Firmenchef Friedel Balsam und Schlienkamp noch über erhebliches Vermögen verfügen. Ihr Jahreseinkommen betrug zuletzt fünf Millionen Mark. Westfalen Blatt |